Darmprobleme - die neue Volkskrankheit?

Experten sagen, dass chronische Darmstörungen das weitverbreitetste Leiden des modernen Menschen sind. Unser Wohlbefinden hängt stark von der Darmgesundheit ab, denn der Magen-Darm-Trakt ist komplex und kann unter Umständen sehr störanfällig sein.

 

Meine Gesundheit: Frau Dr. Rasch, viele Menschen klagen über Darm- und Verdauungsstörungen. Wie kommt das?

Frau Dr. Rasch: Häufig liegt die Ursache in der Industrienahrung, die alles andere als optimal ist. Schnelles Essen, Stress und einige Umweltfaktoren spielen dabei eine grosse Rolle. Die Lebensweise ist heutzutage bei vielen Patienten erschreckend. Die Leistung und der Druck von oben stehen konstant im Mittelpunkt und so kommt es, dass der gesunde Lebensrhythmus seine Balance verliert. Hinzu kommt, dass Lebensmittel oft falsch gelagert werden, was zu einem erheblichen Verlust an Mikronährstoffen führt. Verschiedene Schwermetalle, wie zum Beispiel Amalgam in der Zahnversorgung können ebenfalls die Ursache von Darmproblemen sein.

 

Meine Gesundheit: Denken Sie, dass sich die Darm-Problematik seit früher verändert hat? Wenn ja, liegt dies auch an einer Häufung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten?

Frau Dr. Rasch: Ich sehe tagtäglich bei meiner Arbeit, dass sich Darmbeschwerden häufen. Mit fortschreitender Zivilisation verschlechtert sich in der Tat die Darmproblematik. Natürlich gab es Darmprobleme schon immer, seit 20 Jahren nimmt das Thema aber kontinuierlich zu. Das Sprichwort „Der Tod sitzt im Darm“ wurde auch nicht erst gestern erfunden. Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehören zu den häufigsten Ursachen für immer wiederkehrende Magen-Darm-Beschwerden. Man vermutet, dass Lebensmittel, die eine Unverträglichkeit bzw. Intoleranz auslösen, etwas gemeinsam haben. Sie alle enthalten die schwer verdaulichen, so genannten Oligosaccharide (Mehrfachzucker).

 

Meine Gesundheit: Was erwartet Darm-Patienten im Kurhaus Seeblick in Berlingen? Wie sieht Ihre Therapie aus?

Frau Dr. Rasch: Unsere Therapie ist multi-modal. Ein fester Bestandteil sind unsere individuellen HCK®-Mikronährstoffmischungen, mit denen wir den Zellstoffwechsel aktivieren. Diese speziell auf die Darm-Schleimhaut abgestimmten Rezepturen werden ergänzt mit Substanzen, die die Darm-Flora regenerieren, etwa mit Lactobacillus-Präparaten und Colostrum. Ausserdem wenden wir die „Colon-Hydro-Therapie“ an. Das ist eine sanfte Darmspülung. Dabei liegen Sie auf einer bequemen Liege. Durch einen dünnen elastischen Schlauch wird unter hygienischen Bedingungen langsam und mit wechselnder Druckentwicklung lauwarmes Wasser in den Darm ein- und wieder ausgeleitet. So werden schonend Fäulnisstoffe und Verhärtungen selbst aus den verborgensten Darmtaschen gespült und ausgeleitet. Die Therapiedauer beträgt je nach Symptomatik zwischen 3 und 6 Monaten, kann aber auch bis zu einem Jahr gehen. Weitere Infos finden Sie übrigens auch unter www.seeblick-berlingen.ch

Meine Gesundheit: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Darmproblemen und der psychischen Verfassung eines Patienten?

Frau Dr. Rasch: Es ist unbestritten: Massiver und vor allem anhaltender Stress im Alltag kann zu Störungen der Darmflora führen und in der Folge zu psychosomatischen bzw. psychischen Symptomen. Unser Magen-Darm-Trakt ist mit einem komplexen Nervensystem ausgestattet mit ca. 200 Millionen Nervenzellen, die wiederum Einfluss auf unsere Stimmung, unsere Persönlichkeit und unseren Gesundheitszustand haben. Auch bei Hauterkrankungen wie Psoriasis oder Neurodermitis, vor einer Diät bzw. Gewichtsreduktion und sogar bei Schlafstörungen, wird schon seit längerem eine gezielte Darmsanierung empfohlen.

 

Meine Gesundheit: Man hört immer wieder von Darmproblemen bereits in der Kindheit. Liegt das an den Genen?

Frau Dr. Rasch: Darmprobleme können schon in der Kindheit auftreten und sie können tatsächlich eine genetische Ursache haben. Stresssituationen während der Schwangerschaft sind durch die Plazenta übertragbar. Auch die Luft, die wir atmen, kann das Kind im Mutterleib schädigen. Zudem ist der häufige Einsatz von Antibiotika sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter zu vermeiden. Das Mikrobiom – die Summe aller Mikroorganismen, die unseren Verdauungstrakt vom Mund bis zum After besiedeln – ist ein Schlüssel zum Verständnis für das Auftreten von Autoimmunerkrankungen und steuert mit, ob und wann wir übergewichtig werden oder z. B. an Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen erkranken.